Bahn-Internet-Magazin

Eine kleine Zeitschrift für Internet-Eisenbahn-Fans

Blatt 3 der Ausgabe 6  -  Juni 2010

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Objektiv-Test

Solch ein bescheidenes Wetter bietet sich natürlich an, ein neues Objektiv zu testen. Nun gehöre ich ja inzwischen wieder zum Verfechter von Festbrennweiten, aber hier hat die Industrie leider keine neuen Objektive entwickelt, die in der Lage wären, mehr als 20 Mio Pixel aufzulösen. Aber auch die Zoom-Objektive kommen an ihre Grenzen, was wir noch sehen werden. Nun haben die Kameras mit dem Halbformat-Chip (also fast alle Nikons, die EOS 300 bis 550 D, 7 D, 30 bis 50 D) sowieso schon Probleme. Objektive, die beim Vollformat-Chip (EOS 5D) zum Beispiel hervorragende Ergebnisse liefern, zeigen bei den kleineren Chips, da ja auch nur ein kleiner Teil des vom Objektiv gebildeten Bildkreises verwendet wird, schon leichte Unschärfen und chromatische Aberrationen. Nikon versucht, diese Fehler durch die hauseigene Software herauszurechnen, aber das Bild ist dann zur Weiterverarbeitung nur noch bedingt geeignet, finde ich.
Oben ist eine Aufnahme der 99 7241 bei 2010er Maiwetter aufgenommen mit 17 mm - Tamron 2,8 / 17-50 VR - zu sehen. Eine leichte Krümmung der Lok ist erkennbar, wenn man genauer hinschaut, aber selbst mit einem Festbrennweitenobjektiv mit 17 (oder 19) mm wird es nicht besser, im Gegenteil, die Festbrennweiten im Weitwinkelbereich sind ja ältere Konstruktionen und daher in der Regel schlechter als die neueren hochwertigen Zooms (allerdings nur die 2,8er Zooms). Das liegt daran, weil es damals, als die Objektive entwickelt wurden, keinen Markt dafür gab und die wenigen, die sich solche Ultra-Weitwinkel zulegten, diesen kissenförmigen Effekt meist auch noch übertrieben ausnutzten.

Das Objektiv Tamron 2,8 / 17-50 VR ist genauso gut oder schlecht wie das Canon 2,8 / 17-55, nur dass es die Hälfte kostet ... auf dem oberen Bild sehen wir rechts einen 100%-Ausschnitt vom äussersten rechten oberen Bildrand, bei dem Wasserkran sind deutlich die chromatischen Aberrationen zu erkennen, links rot und rechts grün. Das heisst, das Objektiv ist nicht mehr in der Lage, die drei Farben auf einem Punkt abzubilden. Das ist auch ganz natürlich, weil die roten und blauen Farbanteile auf der Spektraltafel jeweils am anderen Ende liegen und es daher immer schon eine Herausforderung für den Objektivkonstrukteur war, derartige Fehler zu kompensieren. Beim Bild oben fällt das aber kaum noch ins Gewicht, selbst wenn wir davon ein Poster anfertigen würden, wäre das nicht sichtbar, da die Printer diese Auflösung (hier über 600 dpi) gar nicht schaffen. Das Objektiv war auf Blende 5,6 bei 23 mm eingestellt. Im mittleren Bereich sind diese Abweichungen kaum noch erkennbar:

Es ist kein Wunder, das sich diese Effekte bei 17 mm mehr auswirken als bei 23 mm und ab etwa 28 mm sind sie fast völlig verschwunden. Unten mal ein Bild mit 17 mm, rechts der 100%-Ausschnitt davon. Wie deutlich auf dem unteren Bild zu erkennen ist, kommt der Kissen-Effekt heraus, die Laterne links ist windschief und darf nicht als Referenz betrachtet werden. Bei 17 mm halten sich jedoch die chromatischen Aberrationen etwas mehr in Grenzen als bei 23 mm, meine ich, aber vielleicht liegt es auch an der  Abbildungsgrösse.

Ab 27 mm dagegen zeichnet das Objektiv hervorragend, genauso gut oder besser als mit einer Festbrennweite. Dieses Bild oben entstand mit 46 mm. Denn erstaunlicherweise sind selbst die preiswerten 1,8/50 - Objektive, egal ob von Nikon oder Canon, fast gleichwertig denen mit 1,4er Lichtstärke im digitalen Bereich. Ausserdem wird der erfahrene Fotograf die grössten Blendenöffnungen nicht verwenden, weil erst ab Blende 4,0 oder besser 5,6 mit diesen (und natürlich mit den Zooms) optimale Ergebnisse erzielt werden. Dagegen brachte die Canon-Festbrennweiten 35er auch - genau wie das 28er - erhebliche chromatischen Aberationen, also in Bereichen, wo das Tamron 2,8 / 17-50 oder das Canon 2,8 / 17-55 erheblich besser sind. Übrigens ist das Vorgängerzoom von Tamron (ohne VR) fast gleich gut.

Hier wird die Leistungsgrenze deutlich, oben das komplette Bild, links der 100%-Ausschnitt daraus. Aufgrund des bescheidenen Wetters musste mit ISO 200 fotografiert werden, dazu nieselte es und die kleinen Regentröpfchen verbinden sich mit dem Korn. Wie zu erkennen ist, sind bei 27 mm schon gar keine chromatischen Aberrationen mehr erkennbar. Die Schärfeleistung ist hervorragend und sogar noch das Abnahmedatum ist fast lesbar.

Ich behaupte einmal, dass solch ein Bild bei diesem Wetter mit einer herkömmlichen Kamera - selbst mit einer Hasselblad - nicht so gut wird. Auch wenn mir viele widersprechen werden. Allein schon bei dem Licht mit 1/500 Sekunde und Blende 5,0 zu fotografieren ... aber vergleichen wir das doch mal ganz einfach ...

 

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