Bahn-Internet-Magazin

Eine kleine Zeitschrift für Internet-Eisenbahn-Fans

Blatt 3 der Ausgabe 7  -  Juli 2010

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Die NVR - Nummer

Die Lok 205 von Infraleuna hat folgende NVR-Nummer:

Da es immer noch - oder noch immer - Probleme mit diesen Nummern gibt, möchte ich versuchen, für Euch das Geheimnis etwas zu lüften.

NVR-Nummern

Zum 19.12.2006 trat das "Erste Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG)" in Kraft. Eine der beschlossenen Änderungen ist die Einführung des Fahrzeugeinstellungsregisters beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ab dem 01.01.2007. Künftig wird jedes Fahrzeug mit einer 12 stelligen UIC-Fahrzeugnummer versehen. Dahinter wird der alphabetische Ländercode und die Fahrzeughalterkennzeichung angebracht.
Aber was bedeutet NVR? Ganz einfach: National Vehicle Register, also auf gut deutsch Nationales Fahrzeugregister. Zur Erinnerung: UIC ist der Internationale Eisenbahn-Verband (International Union of Railways).

Die 12stellige NVR-Nummer setzt sich aus mehren Kennzahlen zusammen, die ersten beiden kennzeichnen die Fahrzeugart, die nächsten beiden stehen für das Land, die nächsten sieben sind die Betriebsnummer (in Deutschland eine Zwischenziffer und die alte Betriebsnummer), ergänzend gibt es einen Bindestrich und die EDV-Kontrollziffer, ergänzt wird das ganze noch durch Buchstaben, die ersten oder der erste unterstrichene kennzeichnet wiederum das Land und nach einem Bindestrich folgt das einstellende EVU (Eisenbahn Verkehrsunternehmen).

Dabei geben die 1. und 2. Stelle die Triebfahrzeugart an:

90 = Triebfahrzeuge besonderer Bauart (z.B. Dampflokomotiven und Akkufahrzeuge)
91 = Elektrische Lokomotiven ab V/max >= 100 km/h
92 = Brennkraftlokomotiven mit V/max > 100 km/h
93 = Hochgeschwindigkeitstriebwagen
94 = Elektrische Triebwagen (ohne 93)
95 = Brennkrafttriebwagen
96 = Beiwagen
97 = Elektrische Lokomotiven mit V/max bis 100 km/h
98 = Brennkraftlokomotiven mit V/max bis 100 km/h
99 = Bahndienstfahrzeuge

Die 3. und 4. Stelle ist das Länderkennzeichen (siehe weiter unten)

Die nächsten sieben Stellen (5. bis 11. Stelle) kennzeichnen die national festgelegte Betriebsnummer und

die 12. Stelle ist schliesslich die EDV-Kontrollziffer (Prüfziffer, ob alle vorherigen richtig sind)

Nun kam das EBA auf die glorreiche Idee, grundsätzlich die bisherige Baureihen- und Ordnungsnummern beizubehalten, das ist ja okay, aber man ging noch weiter und versuchte, auch die EDV-Kontrollziffer beizubehalten. Dazu musste die 5. Stelle entsprechend angepasst werden, was ja grundsätzlich kein Problem gewesen wäre, hätte man die 5. Ziffer mit der “9” nicht den Bahndienstfahrzeugen fest zugeteilt. Daher haben nun alle Dieseltriebwagen ein Problem, weil diese als neue 5. Ziffer eine “9” gebraucht hätten, da diese aber nicht zur Verfügung stand, ging man dazu über, die “0” zu verwenden, womit natürlich die Kontrollziffer um eine Stelle falsch war. Also werden bei den mit NVR-Nummern versehenen Triebwagen die Kontrollziffern nicht mehr aussen angeschrieben (da sie ja nun falsch sind). Damit das nun nicht so arg auffällt, geht die DB langsam aber sicher dazu über, die Kontrollziffer grundsätzlich auch bei anderen Fahrzeugen nicht mehr anzuschreiben.
Die NVR-Nummer wird an den Fahrzeugen nur an den Seiten angebracht, vorne und hinten kann eine abweichende Nummer (Bahn-Nummer) stehen, oder die alte Bezeichnung.

Damit die Kontrollziffer wieder passt, wird die fünfte Stelle wie folgt in Deutschland vom EBA belegt:
91 die "6"
92 die "1"
93 die "5"
94 die "0"
95 die "0"
97 die "8"
98 die "3"
99 die "1"

Es fällt auf, dass die 90 und 96 fehlen. Die Beiwagen zum 628, die ja 928 heissen, werden NVR-nummerntechnisch wie 628 behandelt, also mit 95 und "0". Ebenso erhalten die Beiwagen bei HGV-Zügen die Nummerngruppe des Triebkopfes.
Die Triebfahrzeuge besonderer Bauart 90 erhalten als fünfte Ziffer eine Stelle, die sich mir logisch bislang noch nicht erschlossen hat.
Auch die Weisswurst, der ICE-TD 605, fällt aus dem Rahmen, er wird als HGV-Fahrzeug 93 80 5 605 001-7 D-DB bezeichnet.

Zurück zum obigen Beispiel

92 80 1 228 412-3 D-LEUNA bezeichnet nun die ehemalige 228 412, wobei diese Lokomotive tatsächlich keine DR-Nummer getragen hatte, daher nummernmässig “hinten” angeschlossen wurde.  Die MEG-Lokomotiven z. B. tragen NVR-Nummern, aus denen die frühere Reichsbahn-Nummer hervorgeht.
 

Die neue Leuna-Lokomotive 206 (linkes Foto) trägt nun folgende Nummer:

92 80 1 275 806-8 D-Leuna

eigentlich müsste LEUNA gross geschrieben werden, interessant ist, dass die Lokomotive der Baureihe 275 zugeordnet wird, genauer gesagt, der 275.8, denn es gibt auch 275.5.

Offenbar werden auch geringe Unterschiede vom EBA berücksichtigt ... aber eben nicht immer ist alles logisch, was aus Bonn kommt,
wie z.B. die MAN-Schienenbusse und "Esslinger" - Brennkraffttriebwagen,
die die Baureihe 0302 bekommen haben.

 

Ebenfalls neu sind die Länderkennungen (seit 2005), hier gibt es nur noch das Land, eigene Verkehrsbetriebe, wie die BLS (früher 63), laufen nun auch unter Schweiz, hier eine Auswahl:

51 = Polen
53 = Rumänien
54 = Tschechische Republik
55 = Ungarn
56 = Slowakei
71 = Spanien
74 = Schweden
76 = Norwegen
78 = Kroatien
79 = Slowenien
80 = Deutschland
81 = Österreich
82 = Luxemburg
83 = Italien
84 = Niederlande
85 = Schweiz
86 = Dänemark
87 = Frankreich
88 = Belgien

Ach, noch etwas: Diese Nummern brauchen nicht an den Schmalspurlokomotiven angebracht werden, da diese nicht diesem Abkommen (der TSI) entsprechen müssen.

Foto rechts: Verdeckt angeschriebene NVR-Nummer bei der 95 027, äusserlich ist nichts zu sehen (unten)

Ach so, ganz so neu sind die NVR-Nummern nicht. Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts kamen die UIC-Nummern auf, die zunächst für alle Fahrzeuge verwendet werden sollten. Da diese aber für die damals noch in grösserer Stückzahl vorhandenen Dampflokomotiven zu gross und zu unübersichtlich gewesen wären, nahmen die Bahnverwaltungen davon Abstand und nummerierten nur ihre Wagen (Güter- und Personenwagen) mit den neuen Nummern.
Die Wagennummerngruppen haben sich nicht verändert,
die Güterwagen haben die ersten beiden Zifferngruppen 00 bis 09, 10 bis 19, 20 bis 29, 40 bis 49 und 80 bis 89,
die Personenwagen die Gruppen 50 bis 59, 60 bis 69 und 70 bis 79.

Das einzige, was sich ändert, sind die Privatbahnen, denen ein eigener Länderschlüssel zugeteilt wurde, wie z.B. die BLS in der Schweiz mit 63, nun müssen sie ihre Fahrzeuge auf 85 umnummerieren.

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