Bahn-Internet-Magazin

Eine kleine Zeitschrift für Internet-Eisenbahn-Fans

Ausgabe 9  -   September 2009

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Ein herzliches Willkommen bei einer neuen Ausgabe, diesmal überwiegen die “alten” Dampflokomotiven, auch wenn ein paar moderne Loks zu ihrem Recht kommen. Blättert mal durch ... viel Spass dabei
wünscht Euch Euer Klaus

Baureihe 01 bei der DB
  Kleinbild-Scans 1962-66

Im Bahnhof von Giessen traf ich am 26. September 1964 die 01 006 an. Sie war - nachdem ja die Bundesbahndirektion Essen meine 01 001-004 ausgemustert hatte, bevor ich sie fotografieren konnte - die niedrigste Betriebsnummer, wenn sie auch ein paar Monate jünger als die 01 008 war. Jedenfalls war mir diese Lok mehrere (!) - sprich zwei - Fotos Wert, was schon zu jener Zeit aussergewöhnlich war.

Dieses Bild ist ja bereits bekannt, die Lok von der anderen, der Heizerseite in Giessen, ebenfalls am 26. September 1964.

Am Abend zuvor kam sie mir das erste Mal vor die Linse, diesmal mit einem Schnellzug in Siegen. Das Licht war schon “grenzwertig”, aber mit moderner Technik lässt sich aus dem Negativ noch einiges herausholen.
Die 01 006 war kurz zuvor zum Bw Dillenburg versetzt worden, wo sie der 01 007 Gesellschaft leistete. Die 01 001-004 waren bereits 1959/60 ausgemustert worden (Bw Hamm und Paderborn). 01 008 war zu jener Zeit beim Bw Kaiserslautern beheimatet, das sie vom Bw Ludwigshafen übernahmen, was durch den Umbau des Kopfbahnhofes zum Durchgangsbahnhof srine Triebfahrzeuge verlor. 01 009 und 010 waren beim Bw Hof.

Viele Bilder haben eine eigene Geschichte, so auch dieses der Hofer 01 010, die mit ihrem Schnellzug unterwegs ist und gerade durch Schwandorf fährt. Ein richtiges Zufallsbild, denn die Story vom 24. März 1965 ist schon erzählenswert:
Nach der Übernachtung in der Jugendherberge von Schwandorf stand am nächsten Morgen ein Bw-Besuch in Schwandorf an, gab es doch hier noch betriebsfähige 98.10. Kurz nach Acht Uhr war ich im Bahnbetriebswerk und fragte bei der Lokleitung an. Ja, die 98 1027 würde gleich herausfahren, aber ich sollte doch erst beim Chef nachfragen ... Eigentlich für die damalige Zeit schon ungewöhnlich, aber warum nicht? Also in die erste Etage und beim Chef, Dienststellenleiter Kreutzer*, mich vorgestellt und höflich gefragt, ob ich die 98er fotografieren dürfte.    (* Name geändert, eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht beabsichtigt)
Als Antwort erfuhr ich bayerische Flüche, die ich glücklicherweise nicht alle verstand, und der höflichen aber bestimmten Aufforderung, sein Reich - sorry Bw - zu verlassen, hier würde nicht fotografiert.
Enttäuscht ging ich über den Steg zurück zum Bahnhof (das Bw lag direkt gegenüber), wo mir gleich ein Bahnpolizist in die Arme lief. Er fragte gleich, ob “mich der Kreutzer rausgeworfen hätte”. Damals waren Bahnpolizisten bei der alten DB Leute, die mit Engagement und Kenntnisreichtum ihren Job machten, weil sie vielleicht aus gesundheitlichen Gründen ihren gelernten Job nicht mehr ausführen durften, aber sie kannten sich aus, wussten, wo es gefährlich war und wo nicht, nahmen auch schon mal einen Fan mit, um ein paar Gleise zu übequeren ... Heute sind es frustrierte ehemalige Grenzer, die oft viel Ahnung von Nichts haben und sogar glauben, auf einem zufällig vergessenen Gleisrest könnte gleich ein ICE mit 250 km/h fahren ...
Also durfte ich mal im Dienstgebäude telefonieren. Ich rief sofort in Regensburg in der Direktion die Pressestelle an, ganz einfach 498, denn alle Pressestellen hatten ein und dieselbe Nebenstellennummer (auch hatte jede Lokleitung 355 und jeder Bw-Chef 370), und ich hatte sofort den Pressechef am Ohr. “Ach, der Kreutzer, okay, ich ruf den an, gehen Sie schon mal wieder rüber ins Bw ...” Offenbar war dieser Herr Kreutzer bekannt wie ein bunter Hund, nur ich wusste nichts davon.
Kaum kam ich die Treppe vom Steg im Bw an, empfing mich Herr Kreutzer und entschuldigte sich. Ich hätte mich nicht “richtig” ausgedrückt, er hätte gemeint, ich wolle die Gebäude fotografieren, aber das sei verboten. Aber die Lokomotiven, kein Problem. Welche Lok ich denn fotografieren wollte?
Ja klar, die 98er, deshalb sei ich ja extra nach Schwandorf gekommen. Aber die 98er war weg. Wir zur Lokleitung, ja, die 98 1027 sei raus gefahren, vor etwa 3 Minuten. Sie müsse weiter hinten in Güterbahnhof Schotterwagen abholen.

Also, was tun? Nun kommt der absolute Hammer. Der Bw-Chef fragte mich, ob ich gut zu Fuss sei. Ja klar. Also gingen wir am Gleis entlang vom Bw zum etwa 1500 Meter entfernten Standpunkt der 98 1027. Dort angekommen, wurde die Lok erst einmal mastfrei richtig ins Licht gefahren:

Kurze Zeit später kam die 01 010 vorbei. Von der 98er entstanden mehrere Fotos, sogar auf Farbnegativ. Aber die müssen erst noch gescannt werden.

Meinem Freund Hermann Kuom gelang ein dreiviertel Jahr zuvor ein besseres Bild der 01 010 in Hof Hbf, wo sie mit ihrem “Verstärkungswagen” auf den Interzonenzug wartete. Damals war das Fotografieren und das Herumfahren für uns Schüler bzw. Studenten natürlich etwas teuer, deshalb gab es Freunde, die interessante Motive zweimal fotografierten, und so wurden Negative ausgetauscht. So kam ich zu Bildern aus Süddeutschland und er zu welchem aus dem Norden, Hermann wohnte damals in Stuttgart und war Lehrling bei der Bahn und konnte für einen Pfennig pro Kilometer durch die Republik fahren, bevor er studierte. Ich hatte es nicht so gut, die Bahn nahm genau zu dem Termin keine Lehrlinge im Bereich Essen an, so machte ich bei der AEG mein Praktikum.

Neben Dortmund und Köln waren auch in Hagen-Eckesey ein paar 01 beheimatet, neben der 01 011 (die ich leider betriebsfähig nicht ablichten konnte) war die 01 015 die niedrigste Betriebsnummer, die hier am 13. Juni 1963 mit einem Sonderzug im Hauptbahnhof von Essen angekommen ist.

wird fortgesetzt in der Oktober-Ausgabe

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